Hier kamen die französischen Truppen am 21.4.1945 vom Tal herauf und näherten sich Kemnat - zum Glück war die Panzersperre schon davor geöffnet worden.

Infotafel zu den französischen Zwangsarbeitern in Kemnat

Infotafeln zur Rolle der Frauen als mutige Öffnerinnen von Panzersperren.

Erst am 16.7.2020 sollte ich von der ersten Kemnat Frau erfahren, die am Abbau der Panzersperre beteiligt war: Frau Anna Gehrung, geb. Puppatti, geb. 1907. Ihre Tochter, Ilse Gehrung (geb. 1931), hatte als Mädchen große Angst um sie.

Es waren wohl keine dicken Baumstämme. Es gab eine Sägerei auf dem Holzplatz. Vermutlich wurden die Stämme mit Kuhfuhrwerk zum Aufbau hingefahren worden. 

 

Ilse Gehrung, geb. Alber erinnert sich, dass Ihr Vater Wilhelm Alber, geb. 1902, die Panzersperre ebenfalls mit abgebaut hat. Er war nicht im Krieg, weil er bei Bosch unabkömmlich war. Er war nicht in der Partei. Evtl. könnten auch Frida Weber und Irma Fröschle beim Abbau dabei gewesen sein, meint sie - die Drei waren befreundet.

Fotos vom 21.4.2020, dem Tag des Aufrufs zu einem "Befreiungsspaziergang" aus Anlaß des 75sten Jahrestages der Befreiung

21. April 2020 - 75 Jahre Kriegsende.

Wir haben noch nicht aufgebaut, da sind schon die ersten Besucher da. Ich bekomme gleich morgens ein Geschenk eines mir völlig unbekannten Besuchers. Felix Hubys "Heimatjahre" - hat mich sehr gerührt!

Noch immer sind wir nicht zum Aufbau der Infotafeln gekommen, da kniet die erste Besucherin nieder...

Die Dame, die interessiert und kniend liest, ist Ilse Gehrung (Jahrgang 1931), wie ich erst im Juli 2020 erfahren sollte - und mit ihr tel. Kontakt aufnahm.

 

Frau Gehrung hatte auch den Sohn ihrer Schwester (Herrn Krämer) mit Frau mitgebracht, der gleich noch beim Aufbau mithalf.

Zupackende Besucher legen selbst Hand an, die erste Tafel hängt.

Die zweite wird erstmal improvisiert daruntergehängt. 

Jetzt hängen auch die 3 Postkartenbehälter.

"Starke Frauen" und ein Bub - die Rolle der Frauen bei der Öffnung der Panzersperren muss erst noch gewürdigt werden.

Dieser Zeitungsartikel ist zum 21.4.2020 in Ostfildern erschienen.

Zu Kehrseite der "Befreiung" gehört der Tod der letzten Opfer und die bis heute andauernde Trauer der Angehörigen um sie. 

Nach dem 21.4.2020:

Panzersperre in Friedberg bei Augsburg: Ein wunderbares Beispiel für mutige Frauen

"Als amerikanische Einheiten in der Endphase des Zweiten Weltkriegs von Augsburg kommend Richtung Friedberg vorrückten, stellte die geplante Einnahme der Stadt... eine ernstzunehmende Herausforderung dar. Die Luftaufklärung hatte berichtet, dass Straßensperren errichtet worden waren. Zudem war bekannt, dass eine kampfbereite SS-Einheit in Friedberg stationiert ist. Die Amerikaner wollten keine eigenen Verluste riskieren. Das Mittel der Wahl für einen Angriff auf Friedberg wären die in Bereitschaft stehenden Panzerverbände und Jagdbomber gewesen.

Die Bevölkerung in Friedberg war sich dieser Situation bewusst. Ein Verteidigungskampf hätte keinerlei Aussicht auf Erfolg, sondern lediglich die Zerstörung der Stadt bedeutet. Einige Männer versuchten daher am Mittag des 27. April, die von Volkssturmmännern aus Baumstämmen errichtete Panzersperre am Friedberger Berg abzubauen. Die SS jagte sie unter Androhung von Waffengewalt davon. Am Abend desselben Tages ergriffen etwa 50 Frauen erneut die Initiative und machten sich daran, am Friedberger Berg die Baumstämme mit Hilfe von Kühen aus ihrer Verankerung zu ziehen. Die SS-Leute drohten zwar erneut mit Erschießungen, allerdings wagten Sie es nicht, auf ihre Worte Taten folgen zu lassen. Und die entschlossenen Frauen ließen sich jetzt nicht mehr vertreiben."

Auszug aus: Michael Lutz, Stadtarchivar Friedberg "75 Jahre Kriegsende in Friedberg".