Es gibt zwei Pressetexte für dieser Geschichte eines Kapitalverbrechens von 1912 in Ostfildern-Kemnat, verübt an dem Ruiter Friedrich Rich.

Die Geschichte war in unserer Familie präsent, weil dabei auch der bunte Sonnenschirm meiner Familie (mütterlicherseits) abhanden kam. 

Zeitungsnotiz nach 75 Jahren, eingeklebt in eine Art Tagebuch, plus handschriftlicher Kommentar meiner Mutter Erna Illi.

Aus: „Schwäbische Tagwacht“ vom 22.2.1912

 

Transkription:

 

Blutige Fasnacht.

 

Kemnat, 22. Febr. Einen schlimmen Ausgang nahm Fastnacht für den 20 Jahre alten Rich aus Ruit und eine hiesige Familie. Rich kam mit einigen Kameraden am Dienstag maskiert nach Kemnat und hielt sich hier einige Zeit auf. Auf dem Heimweg, am Ausgang des Orts, geriet Rich mit einigen hiesigen jungen Leuten in Wortwechsel. Der hinzukommende Richard Fröschle von hier versuchte dem Rich die Maske abzureißen, um ihn zu erkennen. Dies beantwortete Rich mit einigen Hieben über den Kopf des Fröschle. Blutend eilte dieser in seine nahe gelegene elterliche Wohnung. Der Anblick des Blutenden brachte den zu Hause sitzenden Vater und den Bruder so in Erregung, daß diese auf die Straße eilten und mit Latten bewaffnet sich über Rich hermachten. Dieser wurde so übel zugerichtet, daß er von einigen Kemnater Kameraden nach Hause gebracht werden mußte, wo er am anderen Morgen starb.

 

Ich wollte, zumal ich 2009 nach Kemnat zog, mehr über diese gefährlichen Kemnater wissen, und recherchierte.

Könnte ich noch etwas über diese Fröschle-Familie (und deren eventuelle heutige Nachkommen) herausfinden?

Es wird ja auch damals wohl schon zu einem Gerichtsprozeß gekommen sein, denn es handelt sich ja um sowas wie Totschlag (mit etlichen Zeugen auf beiden Seiten)?

Nebenbei ist kurios, dass in dem wohl m.o.w. rein protestantischen Dorf Kemnat vor dem 1. Weltkrieg Fasching gefeiert wurde! Gegenüber von uns ist ein evangelischer Kindergarten, die haben heute noch Probleme mit Fasching / Fasnacht.