Die Ausstellung "Haben sie sich jemals am Völkermord beteiligt?" fand im Kunst.Raum 34 in Stuttgart im Jahr 1996 statt.

The exhibition "Haben sie sich jemals am Völkermord beteiligt?" (Have you ever been involved in genocide?) took place at the Kunst.Raum 34 in Stuttgart in 1996.

 

Siehe Video auf Youtube / See video on Youtube

 

Siehe Text unten auf dieser Seite.

See text at bottom of page.

Im ersten Gewölbe befinden sich ringsum an den Wänden etwa in Bauchhöhe 22 gleich große, schwarze Objektscheiben (Ø 27cm), die - technisch gleichgeschaltet - nach Betreten des Raumes plötzlich simultan zu „atmen“ beginnen.

 

 

In the first vault are 22 black object-discs, all the same size (diameter 10 5/8"); they are distributed right around the walls, approximately at stomach height. They are technically co-ordinated and after entering the space suddenly start to "breathe" simultaneously.


Im zweiten Gewölbe hängt, scheinbar schwebend, eine einzelne riesige, schwarze Atemscheibe (Ø 180cm), die sehr langsam „atmet“. Ihre sich rhythmisch vorwölbende Membran wird zum Spiegel.

 

 

In the second vault hangs, apparently floating, a single, giant, black breath disc (diameter 70 7/8"), which "breathes" very slowly. Its rhythmically bulging membrane becomes a mirror.


An der Stirnwand gegenüber dem großen schwarzen Objekt wirft ein Projektor in kleiner Leuchtschrift Fragen an die Wand.

On the end wall opposite of the large black object a projector throws questions on to a wall in small illuminated letters.

 

 

HABEN SIE SICH JEMALS AM VÖLKERMORD BETEILIGT?

 

Kunst.Raum 34, Stuttgart, 1996

Im Eingangsbereich trifft man zunächst auf die Technik (Steuerung, Gebläse, Kompressor). Man folgt den Schläuchen und Kabeln die enge Treppe hinab in ein tiefliegendes Kellergewölbe ohne Tageslicht.

Im ersten Gewölbe befinden sich ringsum an den Wänden etwa in Bauchhöhe 22 gleich große, schwarze Objektscheiben (Ø 27cm), die - technisch gleichgeschaltet - nach Betreten des Raumes plötzlich simultan zu „atmen“ beginnen.

Im zweiten Gewölbe hängt, scheinbar schwebend, eine einzelne riesige, schwarze Atemscheibe (Ø 180cm), die sehr langsam „atmet“. Ihre sich rhythmisch vorwölbende Membran wird zum Spiegel.

An der Stirnwand gegenüber wirft ein Projektor in kleiner Leuchtschrift Fragen an die Wand. Der Fragenkatalog entstammt wörtlich dem Antragsformular auf ein U.S.-Touristenvisum für Europäer.

Hatten Sie jemals eine ansteckende, meldepflichtige Erkrankung?

□ ja □ nein

Liegt oder lag eine bedrohliche körperliche oder geistige Behinderung vor?

□ ja □ nein

Betreiben Sie Drogenmissbrauch oder sind Sie drogenabhängig?

□ ja □ nein

Haben Sie jemals mit kontrollierten Substanzen (Drogen) gehandelt?

□ ja □ nein

Sind Sie jemals wegen eines Vergehens oder einer Straftat festgenommen oder verurteilt worden?

□ ja □ nein

Waren Sie jemals als Prostituierte oder Zuhälter tätig?

□ ja □ nein

Versuchen Sie, sich an subversiven, terroristischen oder anderen gesetzeswidrigen Aktivitäten zu beteiligen?

□ ja □ nein

Haben Sie sich jemals am Völkermord beteiligt?

□ ja □ nein

Nach einer gewissen Zeit verstummt das Atemsystem, der Besucher bleibt mit der absurden, lach- und ernsthaften Befragung allein.

Es mögen Fragen nach einem orwellschen Gesellschaftkontext, nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, von Täter und Opfer, nach dem eigenen Selbstbild entstehen.

 

HAVE YOU EVER BEEN INVOLVED IN GENOCIDE?

 

In the foyer you come accross the technology first (control, blower, compressor). You follow the tubes and cables down the narrow stairs into a deep, vaulted cellar without natural light.

In the first vault are 22 black object-discs, all the same size (diameter 10 5/8"); they are distributed right around the walls, approximately at stomach height. They are technically co-ordinated and after entering the space suddenly start to "breathe" simultaneously.

In the second vault hangs, apparently floating, a single, giant, black breath disc (diameter 70 7/8"), which "breathes" very slowly. Its rhythmically bulging membrane becomes a mirror.

On the end wall opposite a projector throws questions on to a wall in small illuminated letters. The list of questions is taken word for word from the application form for a US tourist visa for Europeans.

Did you ever have a communicable disease subject to registration?

□ YES □ NO

Do or did you ever have a ominous physical or mental disorder?

□ YES □ NO

Are you a drug abuser or addict?

□ YES □ NO

Have you ever been a controlled substance trafficker?

□ YES □ NO

Have you ever been arrested or convicted for an offence or crime?

□ YES □ NO

Did you ever work as a prostitute or pimp?

□ YES □ NO

Do you intend to engage in subversive, terrorist or other unlawful activities?

□ YES □ NO

Have you ever been involved in genocide?

□ YES □ NO

After a certain time the breathing system falls silent, and the visitor is left alone with the absurd, laughable and serious interrogation.

Questions may arise about an Orwellian social context, about the relationship of the individual and society, about culprit and victim, about one’s own self-image.